(fortgesetzt von hier - erste Phase Leidenschaft)
Die zweite Phase - Wo war mein Verstand?
Auf gewisse Weise ist diese zweite Phase gleichzeitig die schwierigste. Die Schwierigste, weil man weit fällt und der Aufprall schmerzt. Aber, wie soll es auch anders sein, denn der Höhenunterschied zwischen Glückseligkeit und völliger Ernüchterung ist: 'wie weit'? Unzählig, sicher. Es beginnt für gewöhnlich mit der Wahrnehmung der Realitäten. Die kleinen Dinge, die man früher übersah, fangen an, einen zu beschäftigen. Sie stellen fest, dass der Atem Ihres Partner am morgen beim Aufwachen unangenehm riecht, er/sie viel zu viel Zeit im Bad verbringt, Briefe, Zeitungen und Magazine in der Gegend verstreut liegen lässt und den Geschirrspüler nie richtig mit dem gebrauchten Geschirr einräumt.
Zwar glaubten Sie vorher, Ihre Partnerin und Sie selbst seien seelenverwandt, nun stellen sich aber bewusst wahrgenommen Unterschiedlichkeiten ein. Beide sind nun doch nicht gleich! Aus Ihrer Verwirrung beginnen oder unterhalten Sie Streitgespräche über alles mögliche. Und sobald Sie sich daran erinnern, dass Sie einen Bund (ob offiziell oder inoffiziell) fürs Leben eingegangen sind, gewinnt der Begriff 'auf ewig' eine neue Bedeutung für Sie.
Paradoxerweise ist es gerade in dieser Phase gedankenlicher 'Entzweiung', dass Sie sich den verschiedenen vitalen Fragestellungen und Entscheidungen stellen, wie: ob und wann Kinder haben; wo sich niederlassen; Rollenverteilung/Familienvorsorge; wer unterhält, finanziell, die Familie; wie soll die Freizeit verbracht werden; welche Rolle sollen die Schwiegerleute und Verwandten spielen; wer kocht, macht den Haushalt und weiteres mehr. Leider ist es gerade dort, wo der Teamgeist gefordert wäre, wo Partner anfangen sich als Gegner zu betrachten. Also verwenden sie drei, fünf oder mehr Jahre damit, Ihren PartnerIn ändern zu wollen, und das läutet dann Phase drei ein.
(Fortsetzung: die dritte Phase - Alles wäre OK, wenn Du Dich nur ändern würdest)