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Analyse der Arbeitsbedingungen von Solo-Selbständigen - Auszug Gesundheitsgefährdungen


Analyse der Arbeitsbedingungen von Freelancern

(Auszug)


Zusammenhänge zwischen Arbeitsbedingungen und Befinden

Welche Aspekte von Arbeitsbedingungen sind es nun, unter denen verstärkt Irritationen und psychosomatische Beschwerden auftreten und welche gehen mit Arbeitsfreude einher? Als negativ haben sich einige Faktoren heraus kristallisiert, die mehrheitlich mit den individuellen Arbeitsbedingungen zu tun haben. Eine unsichere Einkommenssituation steht in Zusammenhang mit einem erhöhten Maß an psychosomatischen Beschwerden. Ebenso  ungünstige Auswirkungen hat der Umgang mit „schwierigen“ Kunden, deren Verhalten belastend wirkt („Auftraggeberbezogene Stressoren“). Die Bandbreite reicht dabei von unfreundlichem oder unaufrichtigem Verhalten,
über widersprüchliche Wünsche oder gegensätzliche Ansichten, bis hin zu Beratungsresistenz, dem Wunsch nach Sonderbehandlung oder einfach Schwierigkeiten bei der Abstimmung. Ein weiterer Aspekt, der sich in unserer Studie als negativ hinsichtlich körperlicher und psychischer Gesundheit erwiesen hat, sind Arbeitskontexte in denen ein Verhalten gezeigt werden muss, dass nicht den eigenen Empfindungen entspricht. Dies ist z. B. dann der Fall, wenn Gefühle unterdrückt werden, um nach außen neutral zu erscheinen oder wenn positive Gefühle (z.B. Freundlichkeit) gezeigt werden, obwohl man gar nicht so empfindet („Emotionale Dissonanz“). Zu den ungünstigen Arbeitsbedingungen zählen außerdem Zeitdruck bei der Arbeit und ein hohes Maß an Unsicherheit. Unsicherheit entsteht z. B. durch unklare Aufträge, fehlende Informationen, Überforderung, offene bzw. unsichere Terminabsprachen oder plötzliche Stornierungen von Buchungen.

Gesundheitsgefährdende Arbeitsmerkmale:

• Einkommensunsicherheit
• Arbeiten unter Unsicherheit (bezüglich Kundenwünschen, Informationen, Terminen ..)
• Zeitdruck
• Auftraggeberbezogene Stressoren („schwierige“ Kunden)
• Emotionale Dissonanz (häufig falsche Gefühle zeigen/ Gefühle unterdrücken müssen)

Wie sehen Arbeitswelten aus, die mit guter Gesundheit einhergehen? Je größer der Handlungs- und Entscheidungsspielraum der von uns Befragten war, desto besser waren ihre gesundheitlichen Werte. Freelancer, die bei ihrer Arbeit inhaltlich und konzeptionell viel mitbestimmen können stehen gesundheitlich besser da. Ebenso verhält es sich, wenn über Merkmale der eigenen Arbeitssituation (Pausengestaltung, Planung der Arbeitszeiten,
Anschaffung von Arbeitsmitteln, Gestaltung des Arbeitsplatzes, Urlaubsplanung, Weiterbildungsaktivitäten usw.) selber entschieden werden kann und diese nicht in hohem Maße von externen Faktoren wie dem Kunden oder dem Markt abhängen. Gibt es Spielraum bei der zeitlichen Gestaltung, z.B. bei der Festlegung von Deadlines oder bei der Gestaltung des Arbeitstages treten ebenfalls seltener Stresssymptome auf. Darüber hinaus zeigt sich, dass gute, unterstützende Beziehungen zu den Auftraggebern sowie Kommunikation und persönlicher Austausch bei der Arbeit, z. B. mit Kollegen oder anderen Personen, eine gesundheitsförderliche Wirkung haben.

Gesundheitsförderliche Arbeitsmerkmale:

• Soziale Unterstützung durch Auftraggeber
• Kommunikation und persönlicher Austausch bei der Arbeit
• Handlungs- und Entscheidungsspielräume
• Zeitliche Spielräume

Arbeitsfreude entsteht vor allem in Situationen, die sich auch als gesundheitsförderlich erwiesen haben (s. o.). Dies sind Arbeitsbedingungen mit hohen Handlungs- und Entscheidungsspielräumen und guten sozialen Unterstützungsnetzwerken (sowohl im beruflichen wie im privaten Bereich). Außerdem entsteht Freude angesichts von Aufgaben, die abwechslungsreich und inhaltlich anspruchsvoll sind und die Möglichkeit bieten, Neues
zu lernen. Darüber hinaus ist auch die Anforderung, seine Aufgaben und Arbeitsbedingungen selbst zu organisieren, mit Arbeitsfreude und Stolz auf die eigene Arbeit verbunden. Schließlich ist die Freude getrübt bei einem hohen Maß an Unsicherheit bei der Arbeit und bei häufig auftretenden schwierigen oder konfliktären Kundenkontakten. Auch wenn es an Beschäftigungsalternativen mangelt, ist die Arbeitsfreude gering. Dies deutet darauf hin, dass die Tätigkeit evtl. nur aus Mangel an Alternativen (aufgrund des angespannten Arbeitsmarktes?) ausgeübt wird. Insgesamt lässt sich zeigen, dass Zeitdruck, Unsicherheit und Einkommensunsicherheit am stärksten zu psychischen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen beitragen. Gute Beziehungen zu den Auftraggebern sowie ein hohes Maß an Selbstbestimmung (Handlungs- und Entscheidungsspielräume) erweisen sich als besonders gesundheitsförderlich.


Zusätzlich zeigte sich, dass ein gutes Verhältnis zu den Auftraggebern dazu beitragen kann, dass trotz hoher Unsicherheit bei der Arbeit die negativen Folgen auf die Gesundheit abgepuffert werden. Personen, die ein hohes Maß an Unsicherheit bei der Arbeit erleben und gleichzeitig ein gutes Verhältnis zu ihren Auftraggebern haben, haben weniger psychosomatische Beschwerden, als Personen, die kein gutes Verhältnis zu ihren Auftragebern haben.

(zurück zur Zusammenfassung)

 

Ergebnisbericht über die mediafon-Erhebung von Dezember 2006 / Januar 2007
Julia Grunt
Arbeits-, Betriebs- und Umweltpsychologie
Universität Hamburg

Zitate

Viele große Ideen werden nicht umgesetzt, und viele Macher sind ohne Ideen. Das eine, ohne dem Anderen, ist wertlos.

Tim Blixseth

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